70er Jahre Magazin Style
Die verblichenen und leicht farbstichigen Bilder der 70er Jahre haben einen besonderen Charme. Da die Hochglanzfotos von damals, viele Jahre ungeschützt dem UV-Licht ausgesetzt waren, haben sich die Farbpigmente verändert - das Bild ist durch diesen Einfluss über die Zeit farbstichig geworden.
70er Jahre MagazinStyle mit GIMP (links: original, rechts: Bearbeitung mit Crossprozessing)
Crossprozessing mit GIMP
GIMP hat zwar kein UV-Licht aber Sie können die leichte Farbverschiebung mit der GIMP-Werkzeug Kurven ganz einfach selbst simulieren und somit einen eigenen Bildlook erzeugen, der Ihre Fotos unverwechselbar macht.
Statt des Begriffs Crossprozessing, können Sie auch Bildlook, Farbkurve, Pictureprofile oder Filter (so heißt es beispielsweise bei Instagram) dazu sagen, denn diesen Sprachgebrauch treffen Sie an, wenn genau dieser Farbeffekt erzeilt werden soll oder gemeint ist.
Ein Bild öffnen
Zunächst benötigen Sie ein Foto das Sie mit diesem Effekt bearbeiten können. Ich habe mich für diesen Zweck auf Pixabay.com begeben und ein Portrait-Foto herausgesucht. Öffnen Sie ein neues Bild entweder mit dem Menü Datei - Datei öffnen oder lassen das Foto einfach via Drag&Drop auf eine der beiden Dropzonen (eine befindet sich oberhalb des Werkzeugkastens und wird durch das Maskottchen Wilber dargestellt) des GIMP fallen.
Ein Beispielbild von Pixabay.com öffnen
Die GIMP Farb-Kurven
Im nächsten Schritt öffnen Sie das GIMP-Werkzeug Kurven über das Menü Farben - Kurven. Mit diesem Werkzeug werden Sie die einzelnen Farbkanäle aus denen Das Bild zusammengesetzt ist nachträglich verändern.
Kurven über das Menü Farben - Kurven starten
Es öffnet sich ein kleines Dialogfenster der Kurven. Sie sehen dort ein klassisches XY-Koordinatensystem zunächst mit einer diagonalen weißen Linie für das Attribut Wert im Bild. Dies finden Sie in der Combobox zur Option Kanal: links oben im Dialog.
Den Dialog Kurven aufgerufen
Im Dialog Kurven stellen Sie für jede Farbkurve unter der Option Kanal:
- Wert
- Rot
- Grün
- Blau
die Kurve mit Hilfe der Maus so ein, wie Sie es in dem folgenden Bild sehen können. Klicken Sie einfach auf den Start-, Mittel- oder Endpunkt, um die Kurve zu verformen.
Wichtig ist es, das alle Kurven genau durch den Mittelpunkt verlaufen, denn dadurch stellen Sie sicher, das die mittleren Farbwerte des Bildes unverändert wirken. Zudem sollte der Kurventyp auf Weich stehen, denn dadurch erhalten Sie geglättete Kurven und vermeiden das Entstehen harter Farbübergänge.
Stellen Sie die Farbkurve durch ziehen und Klicken mit der Maus je Kanal RGB und Wert getrennt ein
Tipp: interessiert Sie ein besonderer Bereich im Bild, dann klicken Sie mit der Maus dorthin und sofort erscheint eine senkrechte weiße Linie im Diagram (z.B. wie hier bei x: 45) die die Meßstelle symbolisiert. An dieser Stelle können Sie spezielle Anpassungen vornehmen, die sich auf den Bereich auswirken.
Kanal: Blau Blau schieben Sie links ein Kästchen nach oben und rechts oben einen Quadranten nach unten. Die Blaue Kurve geht dabei durch den Mittelpumkt des Koordinatensystems.
Kanal: Rot Schieben Sie Rot auf der linken Seite nur einen halben Quadranten nach oben, in etwa auf der Hälfte der blauen Kurve. Rechts oben bleibt die rote Kurve wo sie ist. Fixieren Sie die rote Kurve durch einen Klick in den Millepunkt auf das Zentrum des Fadenkreuzes - Rot geht, genau wie Blau exakt durch die Mitte.
Kanal: Grün Fixieren Sie die grüne Kurve zunächst ebenfalls mit einem Klick der Maus in der Mitte des Koordinatensystems, um die mittleren Farbtöne des Bildes so gut es geht zu erhalten. Unten links schieben Sie grün einen halben Quadranten nach rechts.
Kanal: Wert Mit der Kurve Wert stellen Sie die Helligkeit einzelner Bildbereiche ein. Ich habe die Haare zuvor gemessen (daraus resultiert die senkrechte weiße Linie x:45) und diese dann mit einer geschwungenen Kurve nach oben aufgehellt. Dadurch werden mehr Details in den Haaren sichtbar.
Crossprozessing und Bildlook im Stile der alten 70er Jahre Magazine mit GIMP
Bestätigen Sie diese Einstellungen, erhalten Sie in etwa das Ergebnis, wie Sie es im Bild oben sehen können. Die Farben des Beispiel-Portraits sind deutlich in einen warmen flauen Ton verschoben und es wirkt insgesamt sehr weich und soft.
Kurve speichern
Wenn Ihnen die Kurveneinstellung gefällt, speichern Sie diese am besten sofort unter einem geeigneten Namen ab, dann können Sie diesen Effekt und Bildlook auf viele weitere Bilder legen, ohne die Kurven erneut einstellen zu müssen.
Kurveneinstellung speichern
Klicken Sie auf das Pluszeichen oben rechts und ein kleines Dialogfenster öffnet sich, in dem Sie einen geeigneten Namen eingeben können. Später können Sie diese Einstellung unter der Option Einstellungen auswählen und immer wieder anwenden.
Optionale Verfeinerung
Als Verfeinerung hat das Bild eine rechteckige schwarze Vignette erhalten, deren Rand mit 500px ausgeblendet ist. Die Deckkraft der Vignette beträgt etwa 50%. Zusätzlich habe ich einen unscharfen Fokus-Effekt an den Rändern mit Hilfe des Filters Gausscher Weichzeichner eingearbeitet, um dem Bild etwas schärfe zu nehmen. Rechts unten befindet sich noch ein roter Farbstich der mit einem sehr großen weichen Pinsel aufgetragen wurde, die Deckkraft beträgt ebenfalls 40-50%.
Das Crossprozessing ist extrem beliebt, denn es ist super einfach auf jedwedes Bild anzuwenden und es entsteht sofort ein vollkommen anderer Bildausdruck. Diese Technik finden Sie beispielsweise bei Instagram in Form der vielen Grafik-Filter, die genau diesen Effekt anwenden. Auch professionelle Fotografen nutzen diesen Trick um Fashionfotos einen besonderen Look zu geben. Sie können zudem auch ganz eigene Bildlooks mit Hilfe der Kurve entwerfen und somit Ihre Bilder einmalig wirken lassen.
Bedenken Sie bitte auch, das diese Kurve nicht zwangsläufig auf jedes Bild passt. Ausschlaggebend sind oft die zentralen Farben im Bild, an die Sie die Kurve anpassen müssen. Das Bildbeispiel in diesem Artikel soll daher lediglich eine Idee liefern.
Desweiteren ist das Ergebnis auch maßgeblich von der farblichen Kalibrierung des eigenen Monitors abhängig. Schauen Sie sich Ihr bearbeitetes Bild auf verschiedenen Monitoren an, dann erhalten Sie auch unterschiedliche Ergebnisse.